Dominic Hildebrandt hat im Rahmen seiner nun abgeschlossenen Bachelorarbeit einen tollen und interessanten Beitrag zu den Wissenschaftstagen 2019 geleistet. Besonders können wir uns darüber freuen, dass ein Jungwissenschaftler aus Türkheim uns somit einen Einblick nicht nur in sein Forschungsgebiet, sondern auch in die geologischen Besonderheiten in unserer Nähe, nämlich den so genannten Alm von Amberg gewährte.
Der Förderkreis Türkheim hält sein Engagement für unterstützenswert, deshalb haben wir anteilig die Laborkosten zur Analyse von Bodenproben übernommen.
Dominic Hildebrandt – „Alm von Amberg“ – kurze Zusammenfassung (Abstract) aus seiner Bachelorarbeit
Holozäne Süßwasserkarbonate sind im südbayerischen Alpenvorland ein häufig anzutreffendes geologisches Phänomen. Das mit einer Fläche von etwa 4,4 km² relativ große Alm-Vorkommen von Amberg im Landkreis Unterallgäu, etwa eine Autostunde westlich von München, wurde nach einer Studie von Lorenz Scheuenpflug (Scheuenpflug 1989b) in den späten 1980er-Jahren nicht weiter untersucht. Im Zuge dieser Arbeit wurden deshalb verschiedene Aspekte des Vorkommens mit modernen quantitativen bis semiquantitativen geowissenschaftlichen Methoden erforscht, um ein differenzierteres Genesemodell im Kontext der holozänen Landschaftsgeschichte zu entwerfen.
Zur Rekonstruktion der Ablagerungs- und Paläoumweltbedingungen des holozänen Geoarchivs aus Karbonaten und Torfen wurde ein Multiproxy-Ansatz gewählt. Geoelektrische Messungen, Handbohrungen, die Auswertung vorhandener Bohrdaten sowie geomorphologische Kartierungen erbrachten Erkenntnisse über die groß- und kleinräumige Geometrie des Sedimentkörpers.


Aufschlussarbeiten sowie makro- und mikroskopische Analysen von Probenmaterial lieferten Informationen zu sedimentologischen Prozessen, die auf Basis mikropaläontologischer Auswertungen an Bohrproben durch paläoökologische Aussagen ergänzt wurden. Für eine absolute zeitliche Einordnung wurden Makroreste aus vier Torfproben für AMS-Radiokarbondatierungen vorbereitet. Die Messergebnisse lagen zum Abschluss der Arbeit nicht vor.
Auf Grundlage der Untersuchungsergebnisse muss das Alm-Vorkommen von Amberg neu interpretiert werden. Während bisher angenommen wurde, dass die Karbonate ausschließlich primär durch Ausfällung aus dem Grundwasser entstanden sind, deuten neue Erkenntnisse darauf hin, dass eine zweiphasige Entwicklung zum heutigen Landschaftsbild geführt hat.

Demzufolge kam es in einem ersten Zeitabschnitt zur Bildung primärer Süßwasserkarbonate im südlichen Bereich von Amberg, welche in einer zweiten Phase durch fluviatile Erosion des frühen Tummelbachs erodiert wurden. Es muss davon ausgegangen werden, dass das Material im direkten nördlichen Vorfeld des primären Vorkommens und teilweise auch auf dessen flachen Ausläufern abgelagert wurde. Die Ablagerungsmechanismen lassen sich durch ein sehr dynamisches, zunächst nach Norden und Nordosten, später nach Nordwesten in das Wertachtal progradierendes Schwemmfächersystem beschreiben.
Geomorphologische, sedimentologische und paläoökologische Befunde stützen dieses Entstehungsmodell.
Funde von Makro- bzw. Mesoholzkohlefragmenten in den untersten stratigraphischen Niveaus der postulierten Alluvialsedimente legen nahe, dass Wald- oder Moorbrände durch ihre weitreichenden hydrologischen Folgen die Umstellung des sedimentären Regimes von primärer Sedimentation auf Erosion, verbunden mit der Aggradation sekundärer Ablagerungen, bedingt haben.
Autor: Dominic Hildebrandt, Münchner GeoZentrum (LMU und TU München), E-Mail: dominic.hildebrandt@tum.de
Fotos: Dominic Hildebrandt